Tony Sender

29. November 1888 - 26. Juni 1964

Widerstand aus dem Exil

Deutschland

Familie

Tony (Sidonie) Sender wird 1888 in Biebrich bei Wiesbaden geboren. Sie wächst in einer bürgerlichen und orthodoxen jüdischen Familie auf.

Tony Sender hat zwei ältere Schwestern und einen jüngeren Bruder. Ihr Vater ist Kaufmann und leitet ein Geschäft. Ihre Mutter kommt aus einer wohlhabenden Schweizer Familie.

Die Eltern erziehen ihre Kinder streng und legen viel Wert auf Ordnung und Gehorsamkeit.

Jugend

Tony Sender hat einen großen Freiheitsdrang und möchte früh unabhängig sein. Sie zieht mit 13 Jahren alleine nach Frankfurt am Main. Dort besucht sie die Handelsschule für Mädchen. Seit sie 15 Jahren alt ist, arbeitet sie in einer Immobilienfirma als Büroangestellte. Neben der Arbeit besucht sie an der Abendschule Kurse zu den Themen Religion, Geschichte und Philosophie und diskutiert oft bei politischen Veranstaltungen mit.

Politisches Engagement

Tony Sender weiß von den schlechten Arbeitsbedingungen der Arbeiter und Arbeiterinnen und setzt sich für deren Rechte ein. Neben den Arbeiterrechten sind ihr die Rechte von Frauen besonders wichtig.

1910 tritt sie mit 21 Jahren in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein.

Von 1910 bis 1914 lebt und arbeitet sie in Paris. Auch dort ist sie politisch aktiv. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs kehrt Tony Sender nach Frankfurt am Main zurück.

Verteidigung der Weimarer Republik

Ab 1919 arbeitet Tony Sender hauptberuflich als Journalistin für verschiedene Zeitschriften.

1920 wird sie in den Reichstag gewählt. Ab 1922 ist sie Reichstagsabgeordnete der SPD. Sie ist damit eine von wenigen Frauen im Reichstag.

Bereits vor 1933 erkennt Tony Sender die Gefahr, die vom Nationalsozialismus ausgeht. Sie ist eine überzeugte Demokratin und will die Weimarer Republik vor den Nationalsozialisten verteidigen. Mit Artikeln in Zeitschriften und durch politische Reden versucht sie die Menschen aufzuklären.

Widerstand im Exil

Im März 1933 flieht Tony Sender aus Deutschland, da sie als aktive Sozialdemokratin und Jüdin immer mehr in Gefahr ist. Sie lebt zunächst in der Tschechoslowakei, danach in Belgien und ab 1935 in den USA.

Aus dem Exil berichtet sie über die Situation in Deutschland. Sie schreibt Artikel und hält häufig Vorträge.

Tony Sender schließt sich außerdem mehreren Gruppen von Emigrantinnen und Emigranten an, die den Widerstand in Deutschland unterstützen wollen. Nach Kriegsende bleibt Tony Sender in den USA.

Nach 1945 und Erinnerung

Auch nach Kriegsende engagiert sich Tony Sender politisch. Sie arbeitet als Vertreterin von Gewerkschaften beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen. Außerdem setzt sie sich für die Allgemeinen Menschenrechte ein. Tony Sender stirbt 1964 im Alter von 75 Jahren in New York.

Seit 1992 verleiht die Stadt Frankfurt am Main jährlich den Tony Sender Preis. Mit diesem Preis ehrt die Stadt Frauen, die sich für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung engagieren. Zu Tonys Senders 50. Todestag wird 2014 eine Gedenktafel an ihrem Geburtshaus in Wiesbaden-Biebrich angebracht.

Widerstand aus der Arbeiterbewegung und dem Exil

Bereits vor 1933 setzen sich Menschen aus der Arbeiterbewegung gegen die Nationalsozialisten zur Wehr. Sie versuchen über die Gefahren des Nationalsozialismus aufzuklären und die Weimarer Republik und die Demokratie zu verteidigen.

Nach der Machtübernahme 1933 verbieten die Nationalsozialisten alle Organisationen der Arbeiterbewegung, auch die SPD. Deren Mitglieder werden von den Nationalsozialisten bedroht und verfolgt. Einige von ihnen leisten aus der Illegalität Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

Diejenigen, die aus Deutschland geflohen sind, versuchen aus dem Exil mit Zeitschriftenartikeln oder Flugblättern über die politische Situation in Deutschland aufzuklären. Auf diese Weise wollen sie auch den Widerstand in Deutschland unterstützen.