Théodose „Tom“ Morel

1. August 1915 - 10. März 1944

Im Maquis kämpfen

Frankreich

Familie und Jugend

Théodose Morel wird 1915 in Lyon in eine wohlhabende katholische Familie geboren. Die Familie ist im kulturellen und politischen Leben der Stadt sehr engagiert. Théodose Morel hat vier Geschwister. Sein Vater ist Seidenhändler. Seine Mutter stammt aus einer Juristen- und Offiziersfamilie aus der Savoie, einer Bergregion östlich von Lyon. Mit dieser Region ist die Familie Morel eng verbunden. Théodose Morel verbringt dort seine Ferien, besonders gerne fährt er Ski und klettert.

Théodose Morels Jugend ist auch geprägt von der katholischen Erziehung in einer Jesuitenschule. Er wird als strebsam und sehr sozial beschrieben.

Militärische Ausbildung und Familie

Nach der Schule schlägt Théodose Morel eine militärische Laufbahn ein. Er besucht für zwei Jahre die Offiziersschule Saint-Cyr. 1937 wird er Leutnant beim 27. Bataillon der Gebirgsjäger, eine Eliteeinheit des französischen Militärs mit Sitz in Annecy in der Haute-Savoie. Diese Region ist ihm seit seiner Jugend sehr vertraut.

1938 heiratet er Marie-Germaine Lamy. Sie bekommen die drei Söhne Robert, Philippe und François.

Erster Widerstand 1940

Im Zweiten Weltkrieg greift die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 Frankreich an. Als Kommandant einer Gebirgsjägereinheit in den Alpen kämpft Théodose Morel gegen italienische Truppen. Diese sind Verbündete der deutschen Wehrmacht.

Das nationalsozialistische Deutschland und Frankreich schließen am 22. Juni 1940 einen Waffenstillstand. Frankreich behält eine kleine Armee mit geringer militärischer Ausrüstung. Ein Teil dieser Armee will den Waffenstillstand und die deutsche Besatzung nicht akzeptieren. Dazu gehören auch Théodose Morel und seine Einheit.

Auf Befehl seines Bataillonschefs Jean Valette d’Osia ist Théodose Morel im Juli 1940 daran beteiligt, in der Haute-Savoie Waffen und Material aus den Beständen der französischen Armee zu verstecken. Diese Waffen werden für Widerstandsaktionen gegen die deutsche Besatzungsmacht und das Vichy-Regime bereitgestellt.

Widerstand und Tod im Maquis

Mit der Besetzung der Südzone Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht Ende 1942 wird die französische Armee aufgelöst. Théodose Morel geht in den Untergrund. Ab 1943 ist er als „Tom“ Morel maßgeblich daran beteiligt, die Armée secrète und den Maquis in der Region Haute-Savoie aufzubauen.

Er vereint unterschiedliche Widerstandstruppen auf dem Hochplateau des Glières für den bewaffneten Kampf gegen verschiedene Gegner. Dazu gehören die deutsche Wehrmacht, die französische Milice und Sonderpolizeieinheiten der Vichy-Regierung, die sogenannten Groupes mobiles de réserve (GMR).

Anfang 1944 wird er zum Kommandanten dieses Maquis ernannt.

Die oftmals noch sehr jungen und militärisch unerfahrenen Kämpfer werden von Tom Morel und seinen Unteroffizieren für den Kampf ausgebildet. Sie warten auf Waffenlieferungen durch die britische Armee und bereiten das bergige und bewaldete Gelände dafür vor. Anfang März 1944 kommt es zu Kämpfen zwischen Tom Morels Einheiten und der GMR.

Bei einem dieser Einsätze wird Tom Morel am 9. März 1944 in Entremont getötet.

Erinnerung

Im November 1944 verleiht Charles de Gaulle bei einer offiziellen Zeremonie auf dem Hochplateau des Glières Tom Morel posthum die Auszeichnung Compagnon de la Libération. Auf dem Hochplateau erinnern ein Denkmal und ein Museum an die Kämpfer des Maquis. Jedes Jahr finden Gedenkfeiern und Gedenkwanderungen statt.

Nach Tom Morel sind ein Platz im Lyoner Stadtteil Croix-Rousse sowie eine Berufsschule und eine Kaserne in Annecy benannt.

Armée secrète und Maquis

Die Armée secrète (Geheime Armee) ist ein Teil des bewaffneten Widerstands innerhalb der Résistance intérieure (innerer Widerstand). In der Armée secrète vereinigen sich ab September 1942 die bewaffneten Zweige der Widerstandsgruppen Combat, Libération-Sud und Francs-Tireurs et partisans. Dies sind die größten Widerstandsbewegungen im Süden Frankreichs. Auch ehemalige Angehörige der französischen Armee gehören zur Armée secrète.

Widerstandskämpfer aus der Armée secrète schließen sich auch dem Maquis an.

Als Maquis werden Gruppen von Widerstandskämpfern bezeichnet, die vor allem in ländlichen und schwer zugänglichen Gebirgsregionen aktiv sind. Die Menschen im Maquis kommen aus unterschiedlichen Ländern und Gruppierungen. Unter ihnen sind ehemalige französische Militärs und junge Männer, die sich vor dem Zwangsarbeitsdienst Service du Travail Obligatoire verstecken. Ebenso sind kommunistische Kämpfer der Francs-tireurs et partisans français und republikanische Kämpfer aus dem Spanischen Bürgerkrieg dabei. Sie alle wollen Frankreich von der deutschen Besatzung und dem Vichy-Regime befreien. Dafür sind sie auf die Lieferung von Waffen und Ausrüstung aus Großbritannien angewiesen.

Ein bedeutender Maquis formiert sich Ende 1943 auf dem Hochplateau des Glières in der Haute-Savoie. Er wird von Tom Morel aufgebaut und bis zu seinem Tod Anfang März 1944 angeführt. Am 26. März 1944 stürmen deutsche Truppen und Einheiten der französischen Milice und der Groupes mobiles de réserve (GMR) das Hochplateau. Während der mehrtägigen Kämpfe werden 129 Widerstandskämpfer getötet, andere verhaftet. Ein Teil kann sich neu organisieren und später an der Befreiung Frankreichs teilnehmen.