Juliette Kaechelé

20. November 1920 - 2. Oktober 1942

Zum Widerstand aufrufen

Deutschland

Familie und Kindheit

Juliette Kaechelé wird 1920 in Sainte-Marie-aux-Mines (deutsch Markirch) im Elsass geboren. Das zeitweise deutsche Elsass gehört seit dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918/19 wieder zu Frankreich. Juliette Kaechelé wächst in einer armen Familie auf, die seit vielen Generationen in der örtlichen Textilindustrie arbeitet.

Die Eltern von Juliette Kaechelé lassen sich scheiden, als sie noch ein Baby ist. Die Mutter heiratet später erneut. Der Vater stirbt 1925. Juliette Kaechelé wächst vor allem bei ihren Großeltern auf. Zuhause wird Französisch und Deutsch gesprochen.

Schule und Jugend

Juliette Kaechelé besucht sieben Jahre lang die Volksschule. Mit knapp 14 Jahren wird sie ab 1934 berufstätig. Sie arbeitet in Sainte-Marie-aux-Mines in einer Metzgerei, bei einem Viehhändler, als Küchenhilfe in einem Privathaushalt und zuletzt in Straßburg in einem Krankenhaus.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 kehrt sie aus Straßburg zu ihren Großeltern nach Sainte-Marie-aux-Mines zurück.

Zwangsarbeit in Deutschland

Nach Frankreichs Kapitulation im Juni 1940 wird das Elsass an Deutschland angegliedert. Die Nationalsozialisten gehen mit großer Brutalität gegen die französische Bevölkerung vor. Die Verwendung der französischen Sprache ist in der Öffentlichkeit verboten.

Im November 1940 wird Juliette Kaechelé zur Zwangsarbeit nach Deutschland geschickt. Sie arbeitet zunächst in einer Weberei und anschließend in einer Metallwarenfabrik in Esslingen bei Stuttgart.

Widerstandsaktionen

Juliette Kaechelé lehnt den Nationalsozialismus und die deutsche Annexion des Elsass ab. Auf einer Reise ins Elsass im Oktober 1941 hat sie zudem Kontakt mit dem kommunistischen Widerstand.

Juliette Kaechelé versucht in Deutschland eine Widerstandsbewegung aufzubauen. In Esslingen gibt es in dieser Zeit viele Elsässische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Diese können sich zu Kameradschaftsabenden treffen. Auf diesen Abenden spricht Juliette Kaechelé kritisch über das NS-Regime und hofft, Teilnehmende für den Widerstand zu gewinnen.

Sie schreibt auch eine Rede, in der sie ein freies und unabhängiges Elsass fordert und die Nationalsozialisten verspottet. Sie sucht zudem einen Radiosender, der diese Rede ausstrahlen würde. Dies gelingt ihr nicht.

Verfolgung

Am 16. Dezember 1941 wird Juliette Kaechelé festgenommen. Sie ist zuvor verraten worden. Die Polizei findet das Heft, in dem sie ihre kritische Rede aufgeschrieben hat. Juliette Kaechelé wird zehn Monate lang in verschiedenen Gefängnissen inhaftiert.

Am 13. August 1942 verurteilt der „Volksgerichtshof“ Juliette Kaechelé zum Tode. Ihr Gnadengesuch wird abgelehnt. Juliette Kaechelé wird am 2. Oktober 1942 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee ermordet. Sie ist 21 Jahre alt.

Erinnerung

Für Juliette Kaechelé gibt es in Deutschland und Frankreich bislang keine Erinnerungszeichen.

Ihre Geschichte findet sich im Totenbuch der heutigen Gedenkstätte Plötzensee, einer ehemaligen Hinrichtungsstätte in Berlin und dem Sterbeort von Juliette Kaechelé.

Widerstand von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern

Im Zweiten Weltkrieg werden Millionen Zivilistinnen und Zivilisten sowie Kriegsgefangene von den Nationalsozialisten zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Dort müssen sie unter teilweise unmenschlichen Bedingungen in der Landwirtschaft oder in der Industrie arbeiten.

Viele Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter leisten trotz der furchtbaren Lebensbedingungen auf unterschiedliche Weise Widerstand. Sie bilden Netzwerke, um sich gegenseitig zu unterstützen. Sie besorgen Nahrungsmittel und Medikamente oder sabotieren die Produktion in der Industrie.

Auch aus dem Elsass werden Menschen unter Zwang zur Arbeit nach Deutschland geschickt. Manche von ihnen sind zuvor schon in Widerstandsgruppen im Elsass aktiv gewesen. Der Widerstand dort findet häufig in Fabriken, Bergwerken oder bei der Eisenbahn statt. Zehntausende Schriften für ein freies und selbstständiges Elsass werden verbreitet, Sabotageakte durchgeführt und Angehörige von NS-Opfern unterstützt.