Addi Bâ

Vermutlich 25. Dezember 1916 - 18. Dezember 1943

Flucht in den Maquis

Frankreich

Familie und Kindheit

Mamadou Hady Bah (genannt Addi Bâ) wird 1916 in Guinea als Angehöriger der ethnischen Gruppe der Fulbe geboren. Zu dieser Zeit ist Guinea eine französische Kolonie. Addi Bâ hat drei Brüder und eine Schwester. Seine Eltern sind Viehzüchter. Die Familie gehört der muslimischen Religion an.

In den 1930er Jahren reist Addi Bâ nach Frankreich. Im Gepäck hat er nur drei Dinge: ein Amulett, den Koran und ein Foto seiner Schwester und seiner Mutter.

Ankunft in Frankreich

Um 1936 lässt sich Addi Bâ in Langeais in der Nähe von Tours nieder. Dort bestreitet er seinen Lebensunterhalt durch kleine Arbeiten.

1938 zieht Addi Bâ nach Paris. Er findet ein Zimmer in der Nähe der Großen Moschee von Paris, die er regelmäßig besucht. Er arbeitet als Koch, genießt das Pariser Leben und lernt viele Menschen kennen.

Im Krieg

Als Frankreich Anfang September 1939 in den Zweiten Weltkrieg eintritt, meldet sich Addi Bâ als Freiwilliger zur französischen Armee. Er kommt in das 12. Regiment der Tirailleurs sénégalais (Senegalschützen), eine spezielle Einheit für Soldaten aus den französischen Kolonien.

Im Mai und Juni 1940 nimmt Addi Bâ an schweren Kämpfen in den Ardennen gegen die deutsche Wehrmacht teil. Er gerät in deutsche Kriegsgefangenschaft und ist im Kriegsgefangenenlager in Neufchâteau interniert. Dort erfährt er, dass Marschall Pétain das nationalsozialistische Deutschland um den Waffenstillstand ersucht hat.

Flucht aus der Kriegsgefangenschaft

Anfang Juli 1940 gelingt Addi Bâ gemeinsam mit anderen Soldaten aus den Kolonien die Flucht aus dem Kriegsgefangenenlager. Mit etwa 40 Kolonialsoldaten flieht er in einen Wald in den Vogesen. Eine Bewohnerin eines nahegelegenen Dorfes versteckt Addi Bâ und andere Soldaten.

Addi Bâ beteiligt sich am Aufbau einer Fluchtroute in die Schweiz. Etwa 40 Soldaten können sich auf diese Weise in Sicherheit bringen. Addi Bâ bleibt in Frankreich, um Widerstand gegen die Nationalsozialisten zu leisten.

Der Maquis de la Délivrance

Addi Ba lässt sich in einem kleinen, abgelegenen Haus in der Nähe von Tollaincourt als Landarbeiter nieder. Er knüpft Kontakte in der Region, insbesondere zu Marcel Arburger, dem Anführer der örtlichen Widerstandsbewegung. Im November 1942 beginnt Marcel Arburger, einen Maquis aufzubauen. Der Begriff Maquis bezeichnet Widerstandsgruppen, die hauptsächlich in schwer zugänglichen ländlichen und bergigen Gebieten aktiv sind.

Im Sommer 1943 nimmt der Maquis de la Délivrance etwa 100 Männer auf, die sich dem Service du Travail Obligatoire (S.T.O.), der Verpflichtung zur Zwangsarbeit in Deutschland, widersetzen oder aus der Wehrmacht desertiert sind. Addi Bâ betreut diese jungen Männer und kümmert sich um die Versorgung des Maquis. Den Widerstandskämpfern gelingt es jedoch nicht, militärisches Material für den bewaffneten Kampf zu bekommen.

Verfolgung

Im Juli 1943 wird der Maquis denunziert und von der Wehrmacht entdeckt. Addi Bâ wird an die Gestapo in Épinal ausgeliefert und mehrere Monate lang gefoltert. Er wird zum Tode verurteilt und am 18. Dezember 1943 zusammen mit Marcel Arburger von den Nationalsozialisten ermordet.

Erinnerung

Seit den 1990er Jahren sind mehrere Straßen nach Addi Bâ benannt worden: in Langeais, wo er seine ersten Monate in Frankreich verbracht hat und in mehreren Dörfern in den Vogesen. Im Jahr 2003 wird ihm posthum die Médaille de la Résistance (Widerstandsmedaille) verliehen.

2012 erscheint der von Addi Bâs Leben inspirierte Roman „Le terroriste noir“ des guineischen Autors Tierno Monénembo, Der Spielfilm „Nos patriotes“ aus dem Jahr 2017 erzählt die Geschichte von Addi Bâs Widerstand gegen die Nationalsozialisten.

Soldaten aus den Kolonien in der Résistance

Seit dem 19. Jahrhundert gehört Frankreich zu den größten Kolonialmächten Europas. Wie im Ersten Weltkrieg werden auch im Zweiten Weltkrieg viele Soldaten aus den Kolonialgebieten nach Frankreich gerufen, um an den Kämpfen teilzunehmen. Sie kommen hauptsächlich aus Westafrika und dem Maghreb in Nordafrika.

Bei der Unterzeichnung des Waffenstillstands 1940 werden mehr als 40.000 Kolonialsoldaten inhaftiert. Sie werden in deutschen Kriegsgefangenenlagern auf französischem Gebiet interniert. Einigen gelingt die Flucht und sie schließen sich der Résistance intérieure (innere Résistance) an. In den Forces françaises de l'intérieur (Französische Streitkräfte im Innern) gibt es etwa 5.000 Soldaten aus den Kolonien. Sie kämpfen vor allem in verschiedenen Maquis überall in Frankreich.

Bis Ende 1942 schließen sich zahlreiche afrikanische Gebiete der von Charles de Gaulle geführten France libre (Freies Frankreich) an. Zahlreiche Soldaten nehmen an den Kämpfen in Afrika gegen die Wehrmacht teil. Sie sind aber auch an der Befreiung Italiens und später Frankreichs im Rahmen der Forces françaises libres (Freien Französischen Streitkräfte) beteiligt.

Trotz dieses Engagements werden die Soldaten aus den Kolonien am Ende des Krieges in Frankreich nur wenig beachtet. Nach ihrer Demobilisierung werden sie nach Afrika zurückgeschickt und erhalten Renten, die weit unter denen der Soldaten aus Frankreich liegen.