Dora Schaul

21. September 1913 - 8. August 1999

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Frankreich

 

 

Familie

Dora Schaul wird 1913 in eine jüdische Familie geboren. Sie wächst mit ihrer älteren Schwester Lotte in Essen auf, wo die Eltern ein Geschäft für Radios betreiben. Sie sind nicht religiös und auch nicht politisch engagiert. Schon während der Schulzeit ist Dora Schaul antisemitischen Beleidigungen ausgesetzt.

Bereits als Kind beginnt Dora Schaul zu zeichnen. Wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage kann sie Ende der 1920er Jahre keinen künstlerischen Beruf ergreifen. Sie besucht nach dem Schulabschluss die Handelsschule.

Flucht aus Deutschland und Exil

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten flüchtet Dora Schaul 1933 mit 20 Jahren allein aus Deutschland. Sie lebt in Paris als Ausländerin ohne gültige Papiere unter schwierigen Bedingungen. Dora Schaul arbeitet als Putzkraft, Schreibkraft und Kindermädchen.

1937 wird sie als Flüchtling anerkannt. Sie wird zunehmend politisch aktiv und wird Mitglied der illegalen Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).

Inhaftierung in Frankreich

Dora Schaul wird nach Kriegsbeginn 1939 in mehreren französischen Lagern für „unerwünschte Ausländer“ festgehalten. Sie hält viele Eindrücke aus ihrer Lagerhaft in ihrem Skizzenbuch fest.

Ab 1942 werden auch Jüdinnen und Juden aus dem besetzten Frankreich verschleppt. Sie werden in deutsche Vernichtungslager im ebenfalls besetzten Polen deportiert.

Dora Schaul kann aus einem Lager in Frankreich flüchten und schafft es nach Lyon.

Widerstand in der Résistance

Nach der Flucht aus dem Lager taucht Dora Schaul in Lyon unter. Unter falschem Namen hilft sie dem französischen Widerstand, Informationen über die deutsche Wehrmacht zu erhalten.

Sie wird als Serviererin in ein Soldatenheim der Wehrmacht eingeschleust. Dort kann sie in Gesprächen mehr über den Kriegsverlauf erfahren.

Feldpoststelle und Kriegsende

Wegen ihrer Deutschkenntnisse bekommt Dora Schaul 1943 Arbeit in einer Feldpoststelle der Wehrmacht.

Durch das Sortieren der Post entschlüsselt sie deutsche Truppenbewegungen. Auch kann sie Namen von Gestapo-Beamten an die Résistance weitergeben.

Dora Schaul erlebt im August 1944 die Befreiung Frankreichs vom Nationalsozialismus. Sie kehrt 1946 nach Deutschland zurück und lebt in Ost-Berlin. Ihre Familie ist 1942 im Konzentrationslager Majdanek ermordet worden.

Erinnerung

Dora Schaul hat seit den 1970er Jahren Bücher über den Widerstand in der Résistance veröffentlicht. Sie hat auch als Zeitzeugin über ihre Erfahrungen in der Résistance berichtet. Dora Schaul stirbt 1999 mit 86 Jahren in Berlin.

Am ehemaligen Internierungslager Brens bei Toulouse wird 2006 eine Straße in Route Dora Schaul umbenannt. So wird in Frankreich ihren Einsatz für den Widerstand gewürdigt.

 

Kampf gegen den Nationalsozialismus von außen – Deutsche in der Résistance

Als Résistance wird die französische Widerstandsbewegung gegen die Nationalsozialisten in Frankreich bezeichnet. Sie entsteht 1940 nach dem Überfall der deutschen Truppen auf Frankreich. Neben dem bewaffneten Kampf und Sabotageakten werden vor allem Informationen über den Kriegsverlauf beschafft und an die Alliierten weitergegeben.

Auch Deutsche im französischen Exil beteiligen sich an der Arbeit der Résistance. Sie sind schon vor dem Krieg aus politischen Gründen oder wegen der rassistischen Verfolgung aus Deutschland nach Frankreich gegangen. Die deutschen Emigranten sind wegen ihrer Sprachkenntnisse besonders gefragt, aber bei Entdeckung auch besonders gefährdet.

Die Résistance-Organisation, der sich Dora Schaul anschließt, heißt Travail Allemand (Deutsche Arbeit). Dies ist eine Gruppe deutschsprachiger Kommunistinnen und Kommunisten, die versuchen, den Einsatz der Wehrmacht in Frankreich zu stören.